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24. Tag der Passionszeit, 8. März 2024

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Psst! Ich hab noch nix! Das war mir schon mal passiert. Im ersten Jahr, als ich mit meiner Frau zusammenkam. Und dann kam der 8. März. Und ich hatte nix. Ja, ich hatte nix. Sie schaute mich erwartungsvoll an beim Frühstückstisch – und ich hatte nix. Nein, es war kein Geburtstag, nicht unser Kennenlern- , nicht unser Hochzeitsantrags- und auch nicht unser Hochzeitstag. Aber es war eben auch ein wichtiger Tag, und ich hatte nichts da. Kein Geschenk, nichts. Und sie sagt: Na! Heute ist der 8. März! Und sie sagte das so mit Nachdruck, und ich wusste gar nicht, was sie meinte. Bei uns daheim war das nie gefeiert worden. Allerdings bin ich auch nicht in Thüringen aufgewachsen. In der damaligen DDR war das ein Feiertag – und nicht nur dort. Und in Berlin und Brandenburg ist es sogar heute ein Feiertag, nix Reformationstag oder Allerheiligen – nein: 8. März. Und dann hat sie es mir gesagt: Heute ist doch Weltfrauentag! Das saß! Obwohl bei mir nicht gleich der Groschen fiel. Wie gesagt, ich hatte nichts. Vielleicht den Frühstückstisch gedeckt, das mag sein, das macht mal der eine, mal die andere, aber das ersetzt ja kein Geschenk. Früher, als Kind, da hab ich so Momenten, wenn ich etwas Wichtiges vergessen hatte, einen Geburtstag in der Familie etwa, schnell noch ein Bild gemalt. Ich konnte nie groß malen, aber es galt als Geschenk, und es wurde mir sogar versichert, dass man sich darüber freue, und das zählt ja!  Oder ich bin rausgelaufen, die vier Stufen runter aus unserer Mietswohnung auf die Wiese vor unserem Haus und hab ein paar Blümchen gepflückt, Löwenzahn, Gänseblümchen, viel mehr gab es auf der Wiese nicht – aber an Muttertag wenigstens diese zwei Sorten. Aber am 8. März hätte ich da wahrscheinlich umsonst gesucht, da hätte ich nur grünes Gras pflücken können …
Und heute hab ich momentan auch irgendwie noch nix, nicht so richtig dran gedacht, gestern in Klanxbüll beim Kaufmann schnell reinzuspringen oder so … Aber vielleicht kommt es ja darauf gar nicht an: auf das besondere Geschenk. Einfach meine Liebste in den Arm nehmen, ihr sagen, wie froh ich bin sie zu haben, das ist ja auch schon was!  Zeit zusammen haben. Und – vielleicht noch viel wichtiger: nachdenken: über die Situation von Frauen heute, im Jahr 2024 in unserer Gesellschaft. Noch immer gibt es klaffende Gehaltsunterschiede zwischen Männern und Frauen. Noch immer gibt es viel zu wenige Frauen in Führungspositionen. Wie sähe die Welt aus, wenn viel mehr Frauen an der Spitze von Staaten und Wirtschaftsunternehmen ständen? Ich weiß es nicht, aber wir müssten es mal ausprobieren, es wäre womöglich die Option für viel mehr Gerechtigkeit, Frieden, Fairness und ökologische Standards in der Welt. Und noch etwas: Über 150.000 Opfer häuslicher Gewalt gab es im Jahr 2022 in Deutschland, und über 70% waren: weiblich! Es ist gut, dass es ein Heimwegtelefon gibt, meine Große hat das auch schon benutzt, auf dem Weg vom dunklen Bahnhof in ihre Wohnung in nachtschlafender Zeit. Aber schlimm, dass so etwas überhaupt nötig ist! Immer wieder Übergriffe auf Frauen, und fast immer durch Männer! –
Noch etwas: Kirche und Frauen, da ist ja auch noch längst nicht alles ausgereizt. Momentan ergreifen immerhin mehr Frauen als Männer den PastorInnenberuf, und auch in Führungspositionen tut sich etwas, aber auch hier geht es nur langsam voran und hat es lange gedauert!
– Heute ist Weltfrauentag. Wisst ihr, letztes Mal im Kindergarten, da hab ich die Geschichte erzählt, wie Jesus eine Frau heilt, die 18 Jahre gekrümmt durch die Gegend läuft. 18 Jahre mit kaputtem Rücken. Und ich hab Kamishibaibilder dazu gezeigt, und mir viel auf: meist erzähle ich auch da von Männern, die Jesus begegneten: dem Zöllner Zachäus und dem blinden Bartimäus, ich erzähle vom guten Hirten und vom verlorenen Sohn – und das erste Mal von einer Heilung einer Frau! Und es gibt ja noch andere tolle Geschichten bei Jesus, von der Frau, die eine Münze findet, von der armen Witwe, die von dem, was sie eigentlich nicht hat, noch gibt, von Maria und Martha, den Schwestern, von dem Mädchen, das Jesus auferweckt, von Lydia, die die erste christliche Gemeinde auf europäischem Boden in Philippi um sich sammelt. Und von den Frauen, die als erstes vom Wunder von Ostern erzählt haben. Die Bibel erzählt – für ihre Zeit – erstaunlich oft von starken, wichtigen Frauen, ohne die es wohl nix geworden wäre mit Kirche und Christentum! Aber viel zu selten erzähle ich in Schule und Kindergarten genau diese Geschichten. Hoffentlich achte ich da in Zukunft mal mehr drauf.
Jetzt hab ich immer noch nichts zum Weltfrauentag. Aber doch ein paar Gedanken im Gepäck, die meine Frau bestimmt erfreuen. Seid ihr vorbereitet auf diesen Tag heute?
Bleibt behütet!

LOSUNG
DES TAGES

Losung für heute:

Gott breitet den Himmel aus und geht auf den Wogen des Meers. Er macht den Großen Wagen am Himmel und den Orion und das Siebengestirn und die Sterne des Südens.
Hiob 9,8-9

Wir haben nur einen Gott, den Vater, von dem alle Dinge sind und wir zu ihm, und einen Herrn, Jesus Christus, durch den alle Dinge sind und wir durch ihn.
1.Korinther 8,6

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